wo Du schon oft entlanggegangen bist; am hohen Rotklinkerbau der technischen Hochschule vorbei, den Weg zwischen den Büschen entlang, die öffnen sich zu einer Straße, wo etwas Neues gebaut wird, eine große, giftgrüne Halle, seit Monaten schon. Die Arbeiten ruhen, heute: Es wird wohl Sonntag sein, denkst Du, oder ein Feiertag. Über einen kleinen dreckigen Bach führt ein anderer Weg, dornige Büsche Dornenbüsche, dann einige Häuser zur einen Seite; ein Feld zur anderen: An milden Sommerabenden sahst Du schon die Kaninchen dort äsen, auch kleines Rotwild hast Du schon gesehen, aber es ist kein milder Sommerabend, nur Grasbüschel und halbgefrorener Matsch auf dem Feld und im Blick: Ein Hochhaus, das sich über einen schmalen Streifen Bäume erhebt, denn dahinter hört diese kleine Stadt nicht auf mit ihren Straßen, auf denen man kaum etwas hört als die vorbeifahrenden Autos, auf denen nirgends ein Sofa steht oder ein Betrunkener liegt oder zwei Frauen lachend aus einem Haus rennen. Der einen ist der Träger ihres Top und das halbe Top heruntergerutscht, und eine Brust rennt mit ihr, als renne sie ihr voran und zeigte sich in ihrem Auf und Ab Dir in ihrer Schönheit in Deinem verwunderten Augenwinkel, denn Deine Augen hatten nicht mit so etwas gerechnet, nein. Du willst, denkst Du, einen dieser Busse nehmen, der nächstbeste mag es sein, an der großen leeren Straße, zu der Du bald gelangen wirst, und weit soll er fahren, der Bus, und einfach weiterfahren, und wenn er dann doch irgendwo hält: Dann willst Du einen anderen Bus nehmen, und noch einen, bis diese Häuser wieder auftauchen und diese Straßen, die einmal waren, denkst Du, mit den Händen in den Taschen Deines Mantels, mit dieser trockenen, trockenen Lust zu weinen, die Dich manchmal überfällt.
Du gehst irgendwo entlang,
- Beitrags-Autor:Hannes Leuschner
- Beitrag veröffentlicht:3. August 2021
- Beitrags-Kategorie:Fragmente
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