eine bewegungsübung (Leseprobe)

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Das Loch, aus dem mit grünem Plastik umfassten Draht heraus gebogen, ist immer noch dort; zwischen den Johannisbeersträuchern, wo der Rasen abgetragen und eine kahle hellbraune Stelle entstanden war im Rasengrün, von den Kinderkörpern, die sich durch das Loch schoben, vom einen Garten in den anderen. Hans ging auf alle Viere, legte sich auf den Bauch dann, und schob sich durch das Loch. Seine nackten Knie schleiften über Steinchen am Boden, und er klopfte, auf der anderen Seite angekommen, die kurzen Hosenbeine ab. Durch die Maschen des Zaunes und durch die Äste der Johannisbeersträucher, an denen nur wenige Beeren noch hingen, weil die meisten schon von Kindern oder Vögeln gegessen, einige vielleicht auch von Erwachsenen geerntet, in Marmeladengläsern schon unter Beigabe von Zucker zu Konfitüre verarbeitet waren, sah er seine Eltern am weißen Plastiktisch sitzen: auf weißen Plastikstühlen, an denen die Haut kleben bleibt im Sommer, die Mutter mit übereinandergeschlagenen Beinen, mit einer Zigarette in der Hand, den Vater mit nebeneinanderstehenden Füßen, eine Gabel in der Hand, mit der er Stück für Stück ein großes Stück Kuchen mit Sahne von seinem Teller ab- und in seinen Mund hineintrug. Der Mund des Vaters hatte keine Angst vor der Wespe, die über dem Tisch schwebte, und wegen der Hans seine Limonade nur mit größter Vorsicht getrunken hatte. Ein in der Schule gezeigter Informationsfilm hatte drastisch vorgeführt, wie schlimm das Verschlucken einer Wespe ist, und wie leicht es vorkommt: Wie der Hals des Kindes anschwillt vom Stich, innerlich, und wie die Eltern in eine Panik geraten und nicht wissen, was sie tun sollen. Hans’ Glas stand noch immer zwischen den Kaffeetassen der Eltern, die sich über irgendetwas unterhielten, auf dem Tisch. Er hatte sich unbemerkt davongestohlen.

Der Nachbargarten, in den er eingedrungen war, galt als gefährlich. Die Kinder erzählten sich, dass die Leute in dem Haus, wenn sie ein Kind im Garten sehen, die Fenster öffnen und herausrufen, damit drohen, herauszukommen, damit drohen gar, einen, wie zur Strafe, in das Haus hineinzuholen, das, davon musste man ausgehen, ein auf irgendeine Art schreckliches Inneres hatte, in dem schreckliche Bestrafung für das Betreten des Gartens stattfinden würde. Niemand hielt sich, ob dieses Wissens, gerne lange in dem Garten auf, aber man musste ihn passieren, um in einen dritten Garten zu gelangen. Hinter dem Haus des Nachbargartens nämlich verlief ein schmaler erdiger Weg, geklemmt zwischen die Hauswand und eine alte Mauer, und in diese alte Mauer, man wusste nicht, wann oder auf welche Weise, war ein Spalt gebrochen, der breit genug war, um hindurchzugelangen in den Garten des Nach-Nachbarhauses.

Hans, noch zwischen den Stachelbeerbüschen stehend, die von nachbarlicher Seite an die Johannisbeerbüsche des elterlichen Gartens grenzten, die einen die anderen mit ihren Zweigen berührend, spähte nach den Fenstern der Hausfront, ob eines geöffnet, eine Gestalt hinter einem erkennbar sei. Es schien ruhig. In einer plötzlichen Bewegung, wie er sie an Eidechsen und ähnlichem Getier gelegentlich hatte beobachten können, huschte Hans aus dem schützenden Gebüsch und hastete geduckt durch den bedrohlichen Garten: Unbeschadet hinter der schützenden Hauswand angekommen, schlug sein Herz schneller und war ein lustvolles Gefühl sich lösender Verkrampfung, ein leichtes Zittern auch noch in seinem Bauch.

Die Luft war kühl hier und feucht wie das Gestein, das zu beiden Seiten den Weg begrenzte. Gras wuchs in vereinzelten, harten Büscheln, und einige Brennnesseln wuchsen am Rande aus dem dunklen, rutschigen Erdreich. Kleine Fliegen, auch Mücken schwebten durch die Luft und schlugen gegen Hans‘ Gesicht, angezogen von dem darauf erkalteten Schweiß, dem Salz darin vielleicht. Ein dunkler, fühlte Hans, trotzdem ein sicherer Ort, denn es schien undenkbar, dasss die Bewohner des Hauses sich hierher begaben. Würmer lebten in dem Erdreich, in großer Zahl, und manchmal sah man anderes Getier, madiges von weißer Farbe, Tausendfüßler auch oder Kellerasseln, verstohlen und ziellos aus dem Boden oder unter einem Stein hervorkommen, um sich, wie verwirrt von der erdrückenden, wie mit angestrengt rollenden Augen und schmerzhaft in den Nacken gelegtem Köpfchen geschauten Außenwelt, an nächstgelegener Stelle wieder zu verbergen. Wie blind im Licht. Majestätisch, manchmal, schob sich auch eine dicke Raupe den Weg entlang, und fürchtete nicht, zertreten zu werden von einem Schuh: Die hier langgingen, wussten vorsichtig zu gehen. Hans, mit der einen Hand vor seinem Gesicht winkend, um die Fliegen zu vertreiben, ließ die andere Hand über die Wand des Hauses gleiten, über die Unebenheiten der aneinandergefügten Steine, den bröckelnden Mörtel dazwischen, über den in feinen Spinnweben verfangenen Schutt. Er mochte es, diese Brüchigkeit unter seinen Fingern zu spüren. Durch den Spalt, dem er sich näherte, hörte er, wenn auch leise noch, das Durcheinander mehrerer Stimmen schon klingen.

Manchmal waren große Spinnen mit langen Beinen und ganz kleinen Körpern in dem Spalt, und man musste einen Zweig mit Blättern daran von einem Baum reißen, damit man ihn wie einen Besen gebrauchen konnte, um sie zu verscheuchen. Wenn man besinnlicher war, nahm man einen kleinen Stock nur, stupste eines der dünnen Beine damit an, worauf der Körper leicht nur zuckte, stupste es noch einmal an, wiederholt, bis der gelangweilt lauernde Körper endlich in Bewegung kam. Auch gab es, besonders am Morgen, wenn einiges Licht auf die Mauer fiel, ganz winzige Spinnentiere, kleine rote Körper, so klein, dass kein Blut am Daumen zurückblieb, wenn man sie zerdrückte. Irgendwann aber hatte Hans befunden, dass man sie nicht zerdrücken sollte. Er hatte eine Vorstellung vom Wert alles Kreatürlichen gewonnen, worauf er durchaus stolz war, auch wenn es seine Umgebung manchmal befremdete.

Durch den Spalt sah Hans, dass einige Kinder sich in dem jenseitigen Garten ergingen: Sie trugen Plastikbecher in den Händen mit möglicherweise koffeinhaltigen Limonaden darin. Sie trugen auch Süßigkeiten in den Händen, die sie sich in die Münder steckten, und Schokolade, einige, die zerlaufen war in den Händen, die sie mit den Zungen ableckten, oder an ihren Hosen abstreiften. Tische waren aufgebaut mit weißen Plastiklaken, die freilich etwas verschmiert schon waren, von Kuchen und Schokoladen und übergeschwappten Limonaden, und bedeckt mit Krümeln von Kuchen und aufgeweichten Stücken Knabbergebäcks, wo es in Lachen von Flüssigkeit gefallen war. Verlockend für die Wespen, dachte Hans, schaudernd, und sich an den Hals greifend. Die offensichtlich mangelnde Hygiene befremdete ihn weniger, obgleich er von einer Lehrerin an der Schule wusste: dass wenn man Orangensaft zu lange stehen ließe, ja, wenn man am nächsten Tag aus dem Plastikbecher vom Vortag noch einmal tränke, könne man Krebs davon bekommen. Krebs, hatte Hans gehört, war eine Krankheit zum Tode, und unbedingt zu vermeiden. Auch rotes Plastikgeschirr, im Gegensatz zum weißen, könne den Krebs freilassen. Es war nicht lange her, dass seine Mutter rote Schüsseln in den Abfall geworfen hatte. Auch gelbes hätte man wegwerfen müssen, aber solches besaß die Mutter nicht.

Eine Zeit lang hatte Hans sich über diese Krankheit sehr besorgt, war er selbst doch ein im Zeichen des Krebses Geborener, womit allerdings nicht die Krankheit gemeint war, sondern Sterne gemeint waren, die wiederum ein Tier meinten. Ein kleines Labyrinth. Dieses Tier lebte, wo Erde und Wasser aufeinandertreffen, und sein Gang, hatte der Vater Hans erklärt, sei niemals nach vorn und auch nach hinten nicht, sondern stets zur Seite hin. Wie er dies demonstrieren wollte, hatte der Vater sich schmerzhaft am Tisch gestoßen. Hans, seitdem, vertrieb sich bisweilen die Zeit mit solcherlei Übungen, oft mit geschlossenen Augen oder nur auf einem Bein auch und manchmal sogar mit geschlossenen Augen und auf einem Bein nur, wobei er jedoch schon ähnliches Missgeschick wie der Vater erlitten hatte. Wer solches, also wie der Krebs sich bewegen, könne, dachte er, müsse vor der gleichnamigen Krankheit – die ja bei Krebsen selbst seines Wissens völlig unbekannt – dann, eigentlich, auch keine Angst haben.

Um auf sich aufmerksam zu machen, begann Hans ein Lied zu singen. Als sich endlich ein Mädchen aus der Gruppe der Kinder zu ihm umdrehte, versteckte er sich hinter der Mauer. Er wartete einige Zeit ab, sah dann nach, ob man ihn nicht mehr beachte, und begann erneut zu singen. Als er wieder nachsehen wollte, ob man sich auch gehörig wundere über dieses mysteriöse Singen, sah er das Mädchen, gefolgt von drei Jungen, auf die Mauer zukommen. Hans tat, als sei er emsig damit beschäftigt, kleine Steinchen aus den Rändern des Spaltes zu brechen, um die Öffnung zu vergrößern.

Ich kenne die Stelle, sagte das Mädchen, zu den Jungen gewandt.

Und kennst du den?, fragte einer, auf Hans zeigend.

Hans dachte, es wäre sicher nicht schlecht, wenn sie, ihn bei solcher Arbeit betrachtend, glaubten, er hätte diesen Spalt verursacht. Er stellte sich ein Kind vor, das sich jede Nacht aus dem Bett schlich, um an einem Durchgang durch eine Mauer zu arbeiten. Das wäre etwas anderes, dachte er, als ein Loch in einen Zaun zu biegen. Da es Tag war, hätte irgendeine andere Helden- oder Schurkentat ihn die letzte Nacht von seinem Tun abgehalten, welches er nun, zu ungewohnter Stunde, nachholen müsse: Deswegen sei der ehrenvolle Schleier, der über solchen Unternehmungen eigentlich zu liegen pflegt, für diese vier Kinder ein wenig gelüftet. Ein wenig staunen dürften sie! Hans betrachtete nonchalant einen Kiesel, den er aus der Mauer geholt hatte.

Nein, sagte das Mädchen. Was machst du denn da?

Über die Wahrheit, dachte Hans, insbesondere, wenn es sich um eine erfundene handelt, spricht man nicht. Kennst du die kleinen roten Spinnen? Fragte er.

Mein Vater, sagte das Mädchen, und stemmte eine Hand in die Hüfte, sagt, das sind keine Spinnen.

Was denn?, fragte Hans.

Das Mädchen wusste es nicht, ihr Vater vielleicht auch nicht, und sie fragte stattdessen: Woher kommst du denn?

Aus Afrika, dachte Hans. Von Bäumen von dort, die er auf Bildern gesehen, hatte er geträumt in der letzten Nacht. Aus dem Nach-Nachbarhaus, antwortete er, nicht ohne Zufriedenheit, das erste A lang, und das zweite A kurz zu sprechen, was, da beides gleich geschrieben wurde, doch von einer recht fortgeschrittenen Beherrschung der Sprache zeugen musste. Unsicher wäre er sich gewesen, ob man Aafrika oder Affrika spricht, aber über die Wahrheit, nun, sprach Hans ohnehin nicht gerne. Aus dem gelben Haus, fügte er hinzu, weil Gelb seine Lieblingsfarbe war. Und du? Wohnst du hier?, fragte Hans, und zeigte auf das Haus, vor dem die Tische mit den Limonadenflaschen und Leckereien standen.

Nein, sagte das Mädchen. Die drei Jungen hielten sich etwas abseits; sie waren in die Hocke gegangen und schienen etwas zu beratschlagen. Einer von ihnen hatte einen Stock in der Hand, mit dem er im Boden stocherte. Ein anderer riss Blatt für Blatt von einem Farn. Der dritte kratzte einen Mückenstich, der groß und rot seine Wange zeichnete.

Ob jemand Geburtstag habe, wollte Hans wissen. Das Mädchen bestätigte seine Vermutung.

Dass er nicht freundlich eingeladen wurde, herüberzukommen, sich eine Limonade zu nehmen und, wobei auch immer, mitzuspielen, verwunderte Hans nicht: Das war nicht üblich, das Spiel ging auf eine andere Art: Einander bei den Händen haltende Kinder mit nach dessen Innerem gewandten Gesichtern bilden einen Kreis, in den man zu gelangen versucht, während die Glieder, die den Kreis bilden, dies aus reflex- oder boshafter xenophobia (einer grässlichen Krankheit, wusste Hans, ohne das Wort zu kennen) zu verhindern suchen. Hans, nicht des Bildes, aber des Prinzips bewusst, wagte einen Vorstoß und trat, nachdem er sich kurz nach möglicherweise lauernden Langbeinen umgesehen hatte, durch den Spalt in den anderen Garten. Nun hieß es, schnell die Konversation wieder aufzunehmen.

Ich will einmal Archäologe werden, sagte Hans, verbunden mit dem Versuch einer fachmännisch die Mauer entlang weisenden Geste. Die Mauer sieht von hier, sagte er, und es schien ihm eine gelungene, weil sozusagen durch seinen Berufswunsch gerechtfertigte Begründung seines Übertretens, ganz anders aus als von dort drüben. Ich wüsste gerne, sagte er wichtig, wer sie gebaut hat. Er hoffte, dass nicht der Vater des Mädchens sie gebaut habe. Was denn ein Archäologe sei, wollte das Mädchen wissen. Hans, zu einer mühsamen Erklärung ansetzend, wurde von dem Jungen mit dem Mückenstich unterbrochen, der sich aus der Hocke erhoben hatte: Bist du denn eingeladen?

Ich bin aus dem Nachbarhaus, aus dem Nach-Nachbarhaus, wiederholte sich Hans, aus dem gelben Haus, fügte er wieder hinzu. Was willst du denn werden?, fragte er das Mädchen, das das Interesse an ihm schon zu verlieren drohte, ihm aber ein schwaches Glied in der Kette zu sein schien, wenn auch eher aufgrund mangelnder Begeisterung denn aufgrund übermäßiger Nettigkeit, die er an dem Mädchen bislang nicht hätte feststellen können.

Ich will Polizist werden, sagte der eine der beiden Jungen, die noch in der Hocke saßen, und stand auf. Und ich Soldat, sagte der andere, und erhob sich ebenfalls: den Zweig, mit dem er im Boden gestochert hatte, noch in der Hand. Um das Ende des Zweiges ringelte sich etwas Lebendiges.

Das wollte ich auch mal, sagte Hans, der sich noch unsicher war, ob das plötzliche Interesse der Jungen ihn ein Gutes oder ein Schlechtes dünken sollte. Agent, sagte er, wollte ich werden. Geheimagent.

Geheimagenten, sagte der mit dem Mückenstich, und kam näher zu Hans, sind hier nicht eingeladen. Hans beteuerte, dass er Geheimagent habe werden wollen, und nun, die Dinge änderten sich schließlich, vielmehr als angehender Archäologe zu betrachten sei. Für Archäologen, gab der Junge zu verstehen, gelte dasselbe, und gab Hans einen Stoß vor die Brust. Das Mädchen trat abseits, und einer der Jungen im Hintergrund fragte: Weißt du eigentlich, woher wir kommen? Hans, der mit dem Ellbogen gegen die Mauer gestoßen war, fühlte Schmerz und Angst. Ob er weinen sollte? Er ging davon aus, dass es ihm nicht helfen würde. Hans schüttelte den Kopf: Nein, wohnt ihr hier?

Nein, sagte der Junge mit dem Zweig, und deutete mit dem Zweig auf das Haus des Gartens, durch den Hans gekommen war: Wir sind von dort. Und du, fügte der Junge mit dem Mückenstich hinzu, und packte Hans beim Kragen des Polohemdes, bist durch unseren Garten gekommen. Ich dachte, sagte Hans, dort wohnen nur Erwachsene? Dass in dem gefürchteten Haus auch Kinder wohnten, konnte er sich nicht vorstellen. Er vermutete, dass die drei logen, fand aber nichts, was mit dieser Vermutung anzufangen sei. Mittlerweile stellten sich die drei um ihn auf, und der eine stocherte mit dem Stock, um dessen Ende sich, wie Hans nun erkennen konnte, ein Wurm wand, in Richtung von Hans’ Gesicht. Hans, verwundert, dass der Wurm nicht vom Stock fiel, erkannte in einigem Erschrecken, dass der Wurm daran aufgespießt war; sein Sich-Ringeln also nicht Ausdruck übermütiger Lebendigkeit, sondern schmerzhaften Todeskampfes war. Hast du Hunger?, fragte der mit dem Stock. Die beiden anderen griffen Hans an den Armen und drückten ihn gegen die Mauer. Hans dachte, dass es nun an der Zeit wäre, ungeahnte Energiereserven aufzubringen und überraschende Fähigkeiten im Nahkampf zu offenbaren, wie er es im Fernsehen gesehen hatte. Sein Versuch, den Körper plötzlich anzuspannen und freizuringen, führte jedoch nur zu einigem Schrammen des Rückens über die Mauer, an die er nun fester noch gedrückt wurde. Auch den Tritten, die er mit seinen Beinen versuchte, wurde mühelos ausgewichen. Eine friedliche Lösung, das erkannte Hans, war in weiter Ferne. Man spielte mit ihm in dem Kreis, in den er sich so vorwitzig begeben hatte. Der Wurm, aus dem an der Stelle, wo er vom Stock durchbohrt war, eine Blase weißen Sekretes drang, näherte sich Hans‘ verschlossenem Mund, dessen Winkel gekitzelt wurden von den ersten Tränen seiner Augen, die fest sich zusammenzukneifen wünschten.

Was macht ihr denn da?, fragte endlich einer. Sollte das Mädchen ihn geholt haben? Hans wusste es nicht, vielleicht war das Auftreten des Erwachsenen, in dessen Hintergrund das Mädchen sich hielt, bloß zufällig. Der Junge, sagte der Mann, weint ja schon. Der Stock wurde fallen gelassen. Ach was, sagte Hans, sagte er nicht, nichts sagte Hans. Die beiden, die seine Arme gehalten hatten, ließen ihn los: Wir balgen bloß ein bisschen, sagte einer, das Wort schien neu in seinem Wortschatz, und man merkte, für wie angemessen er es in dieser Situation hielt und für wie erwachsen den damit verbundenen lapidaren Gestus. Hans, sich mit dem Handrücken die Tränen abwischend, derer es welche der Wut, des Schmerzes, der Angst und vielerlei andere gibt, merkte ein Zittern seiner Hand. Sich jetzt auf einen von denen stürzen? Mit Wut und Fingernägeln und Fäusten? Hans schluckte. Drei gegen einen, sagte der Mann, das ist nicht fair. Hans nickte. Aber, sagte das Mädchen, er ist doch nicht eingeladen!

Ach so, sagte der Mann, und trat, während die drei Jungen sich von ihm entfernten, näher an Hans heran, du bist nicht eingeladen?

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