Leipzig 2004

Es handelt sich um eine unsanierte Wohnung mit zwei Zimmern. An den Wänden kann man Spuren finden, ihnen folgen. Menschen, die längst in einem unbestimmten Anderswo wohnen, haben sie hinterlassen. In dem Bad ist ein Fenster zu dem Lüftungsschacht, der durch das ganze Haus verläuft.

Der junge Mann, der diese Wohnung durch eine kleine Tür verläßt, kennt die anderen Wohnungen des Hauses nicht. Morgens kann man im Treppenhaus riechen, daß eine Backstube im Erdgeschoß liegt. Im großen tiefen Keller lagert Kohle. Der junge Mann hat einmal davon geträumt, die Wand seines Zimmers hinaufzugehen und ein Stück aus der Decke herauszunehmen. Dadurch ist er in die Wohnung über seiner Wohnung gelangt, wo ein großer schwarzer Mann mit Antiquitäten handelte. Er stand bei einer gusseisernen Wendeltreppe, die noch weiter hinaufführte.

Der große schwarze Mann hinkte.

Der junge Mann hat diese Idee im Kopf, über diese Treppe auf den Dachboden zu gelangen, und aus dem Dach einige der Schindeln herauszunehmen. Durch ein auf diese Weise entstandenes Loch hofft er, in einen Wald zu gelangen, in den man auf keinem anderen Wege gelangen kann.

Der junge Mann geht die Stufen des Treppenhauses hinab. Er hat oft von stillen Ebenen weit außerhalb der Stadt geträumt, sich gewundert, daß niemand sie kennt, einige Tage dort verbracht, nur wenige Menschen getroffen. Unvermutet kann man dort in ganz andere Träume, in ganz andere Städte wieder hineinfallen.

Er ist von Karten jeder Art fasziniert. Auch von Plänen.

Er hat einmal auf einer Parkbank sitzend einen schwarzen Mann auf einer anderen Parkbank beobachtet. Der schwarze Mann trug eine Melone und saß neben einer dicken weißen Frau und schrieb etwas, was sie ihm erzählte, in ein Notizbuch. Irgendwann begann die Frau zu weinen und lief davon. Nachdem er einige der Sätze, die er aufgeschrieben hatte, noch einmal gelesen hatte, lief der schwarze Mann ihr hinterher.

Es ist gegen Abend, der junge Mann will Zigaretten holen. Die Tankstelle ist nicht weit von dem Haus, in dem er wohnt. Auf dem Weg zur Tankstelle merkt er auf einmal die Welt um sich herum. Er merkt die Straßen um sich und die Stadt um sich und das Land um sich und die Länder um das Land herum und er blickt in den Himmel, wo sich bald mit der Dunkelheit so etwas wie ein Universum auftun wird und er fühlt sich zu den Menschen hingezogen, die um ihn sind oder irgendwo anders sind, er denkt an Tabletten und an die Zeichen, die auf die Art Tabletten geritzt sind, an die er denkt, an den Hasen und an den Kraken und an das kleine, verrückte Mädchen, und er denkt an sonderbare Häuser, in denen sonderbare Feste gefeiert werden und kauft sich eine Packung P&S.

Players and Son.

Players in a game.

Auf dem Rückweg zündet er sich eine der Zigaretten an. Er hofft, daß irgend jemand auf ihn wartet. Irgend etwas auftauchen wird. Er wünscht sich, irgendwo einzutauchen. Er hat von Flüssen unter der Erde gehört. Nach wie vor fühlt er sich den Kellern und Dachböden zugehörig.

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